Mit Übersetzen bezeichnet man das Übertragen eines geschriebenen Textes aus einer Sprache in eine andere.
Dabei werden nicht Worte und Sätze, sondern Funktionen übertragen.
Funktionen beinhalten verschiedene Elemente der Kommunikation, die miteinander verbunden sind und in ihrer
Gesamtheit eindeutige Informationen vom Absender zum Adressat senden. Soll den Absichten des Absenders genau
entsprochen werden, müssen sich in der Sprache des Adressaten alle Kommunikationselemente der Sprache des
Absenders wiederfinden. So sollten sich zum Beispiel sowohl der Stil als auch die kulturellen Konnotationen
der Sprache des Absenders in der Sprache des Empfängers wiederfinden und das trotz der häufig sehr
unterschiedlichen stilistischen und kulturellen Merkmale der jeweiligen Sprachen. Der Übersetzer muss daher
sicher das Register der Ausgangs- und der Zielsprache beherrschen.
Unter Register versteht man das Zusammenspiel von Inhalt und Form. Jedes Fachgebiet und jede soziale Gruppe
hat eine eigene Ausdrucksweise: der Übersetzer muss zum Beispiel Formulierungsunterschiede in
rechtswissenschaftlichen, technischen oder literarischen Texten berücksichtigen, um seine Zielgruppe
zufriedenzustellen.
Der Zielgruppe des zu übersetzenden Textes kommt besondere Bedeutung zu. Mit ihren Sprach- und
Rezeptionsgewohnheiten muss sich der Übersetzer auseinandersetzen, um eine angemessene sprachliche Gestaltung ohne
Bedeutungsverluste zu erreichen. Eine besondere Bedeutung kommt dem Zweck des Textes zu. Der Vertrag eines
Unternehmens bedarf einer anderen sprachlichen Gestalt, als die Gebrauchsanweisung für die Produkte des gleichen
Unternehmens oder gar deren Werbetexte.
All dies Aspekte muss der Übersetzer bei seiner Arbeit berücksichtigen. Gegebenenfalls wird er seinem Kunden Hinweise
zur sprachlichen Gestalt seiner Texte geben, damit sie optimal für den Adressaten geeignet sind. Denn der Übersetzer
ist auch ein Dienstleister, der bestrebt ist, die Wünsche und Anweisungen seines Auftragsgebers bestmöglich zu erfüllen.
Welche Kompetenzen muss ein Übersetzer besitzen, um all diesen Anforderungen gerecht zu werden?
Ausgezeichnete Kompetenz sowohl in der Ausgangs- wie in der Zielsprache, um alle in ihnen
enthaltenen Kommunikationselemente zu erkennen und wiederzugeben. Die Zielsprache des
Übersetzers muss seine Muttersprache sein, um eine treue Übertragung der Funktion zu
gewährleisten.
Eine breitgefächerte Allgemeinbildung, um die verschiedenen Sprachregister zu erkennen
bzw. wiederzugeben.
Eine ausreichende Fachkenntnis der Bereiche, die die Übersetzung betreffen, um eine korrekte
und der Textfunktion entsprechende Fachterminologie anwenden und zielgruppenorientiert
übersetzen zu können.
Ein ausgeprägtes Sprachgefühl, um die vielen Ausdruckmöglichkeiten der Zielsprache souverän
einzusetzen.
Eine fundierte Kenntnis der mit der Ausgangs- und Zielsprache verbundenen Kultur und
Mentalität. Nur so kann man eine korrekte Übertragung der Funktion für die Zielgruppe
garantieren und allen Elementen der Kommunikation gerecht werden.
Das Bewusstsein, ein Dienstleister zu sein, der im Auftrag anderer einen Weg zur
Kommunikation erschafft und dafür honoriert wird.
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